Wenn der Schatten nicht weicht – Über Stalking, Rufmord und die Rückkehr zu mir selbst
Es gibt Trennungen, die schmerzen, und es gibt Trennungen, deren Folgen dich wie Schatten verfolgen, lange nachdem du geglaubt hast, frei zu sein.
Wir waren mal ein Paar. Am Anfang schien alles sehr intensiv, fast wie im Film. Vielleicht hätte ich damals bereits ahnen können, dass zu viel Intensität nicht unbedingt gut ist, aber ich habe die Warnsignale ignoriert, weil ich unbedingt wollte, dass es klappt. Ich wollte ihr genügen, ihr gefallen, sie glücklich machen. Doch egal, was ich tat – es war nie genug.
Schon während der Beziehung begann eine subtile Form der Isolation. Sie war eifersüchtig auf meine Freundschaften. Sie selbst lebte polyamorös, oder versuchte es zumindest. Aber dieses Konzept ging bei ihr nicht wirklich auf. In dem Versuch, alle zu lieben und offen zu sein, scheiterte sie letztlich doch. Sie hatte vielleicht eine gute Freundin, zumindest soweit ich das mitbekommen habe. Doch echte, enge Freundschaften, wie ich sie pflegte, hatte sie nicht. Jeder Kontakt, den ich zu anderen Menschen hatte, wurde von ihr misstrauisch beäugt und oft kritisiert. Schritt für Schritt verlor ich Menschen, die mir eigentlich sehr wichtig waren. Freundschaften zerbrachen, Kontakte schliefen ein. Ich bemerkte es kaum, so sehr war ich auf die Beziehung fokussiert. Ich wollte um jeden Preis Harmonie und Ruhe. Doch am Ende war ich allein.
Nach der Trennung hätte es vorbei sein können. Doch genau hier begann eine andere, dunklere Geschichte. Denn meine Ex-Freundin unternahm alles, um mein Leben zu zerstören. Sie schaffte es nie, mein Leben komplett zu zerstören, aber sie hat mir erheblichen wirtschaftlichen und persönlichen Schaden zugefügt. Sie kontaktierte Menschen, die mir nahe standen, Menschen, die mich und meine Arbeit unterstützen wollten, und begann, Geschichten über mich zu verbreiten. Zuerst dachte ich, es sei nur eine vorübergehende Phase, eine Reaktion aus Schmerz oder Verletzung. Doch es hörte nicht auf. Es wurde immer schlimmer.
Irgendwann erfuhr ich, dass sie sogar eine eigene Facebook-Gruppe eingerichtet hatte, um mich gezielt öffentlich zu diffamieren. Menschen, die ich nicht einmal persönlich kannte, bekamen plötzlich Nachrichten von ihr, in denen sie mich schlechtredete. Sie kommentierte unter Beiträge, verfasste bewusst verletzende Aussagen, die mein Ansehen und meine Projekte beschädigen sollten.
Am absurdesten war wohl, dass sie sich mit Personen verbündete, die völlig konträre Werte zu meinen vertraten. Sie knüpfte Kontakte zur Corona-Schwurbler- und Reichsbürgerszene, ausgerechnet zu Gruppen, mit denen ich nie etwas zu tun hatte oder zu tun haben wollte. Allein der Gedanke, dass jemand so weit gehen würde, nur um einem Ex-Partner Schaden zuzufügen, macht mich fassungslos.
Diese ständige Präsenz, dieses dauerhafte Stalking belastet mich enorm. Obwohl ich sie überall blockiert habe, bekomme ich immer wieder mit, wie tief ihre Obsession geht. Sie verbringt scheinbar ganze Tage vor dem Computer, verfasst lange Nachrichten, um anderen Menschen traurige, emotionale Geschichten zu erzählen und Mitleid zu generieren. Sie nutzt dieses Mitleid, um Reichweite aufzubauen und ihre Schmutzkampagne gegen mich voranzutreiben.
Und immer wieder das gleiche Narrativ: Ich sei ein Narzisst. Anfangs traf mich das tief. Ich begann, an mir selbst zu zweifeln, hinterfragte meine Persönlichkeit. War ich wirklich so schlimm? War ich ein manipulativer Mensch, wie sie behauptete? Ich habe mir psychologischen Rat geholt. Das Urteil war eindeutig: Ich bin kein Narzisst. Sicher, ich bin extrovertiert, rede gern, teile mein Leben und meine Projekte. Aber ich bin empathisch, reflektiert, fähig zur Einsicht und Entschuldigung.
Doch was ist mit jemandem, der sich jahrelang darauf fixiert, das Leben seines Ex-Partners zu zerstören? Ich habe recherchiert, ich wollte verstehen. Es gibt Berichte von Menschen, die Ähnliches erlebt haben: „Post-Relationship Abuse“, „Stalking durch Ex-Partner“, „Diffamierungskampagnen“. Es gibt viele Namen dafür, aber alle Beschreibungen haben etwas gemeinsam: die Besessenheit und Zielstrebigkeit, mit der Ex-Partner vorgehen, um das Leben des anderen nachhaltig zu beschädigen.
Psychologisch spricht man bei solchem Verhalten oft von narzisstischem Missbrauch oder Persönlichkeitsstörungen, die sich in kontrollierendem, obsessivem Verhalten äußern. Menschen mit diesen Störungen neigen dazu, andere emotional zu manipulieren, zu isolieren und später gezielt öffentlich anzugreifen, um Kontrolle auszuüben. Obwohl ich keine endgültige Diagnose stellen kann, trifft vieles davon erschreckend genau auf meine Erfahrungen zu.
Mich belastet das zutiefst. Ich fühle mich machtlos und ausgeliefert. Ich frage mich oft, wie jemand so viel Energie aufbringen kann, nur um anderen Schaden zuzufügen. Diese Erkenntnis hat mir aber auch eines gezeigt: Das Problem liegt nicht bei mir. Diese Besessenheit, dieser Wunsch nach Zerstörung – das ist nicht normal, das ist nicht gesund.
Es hat für mich viel Überwindung gebraucht, darüber zu schreiben. Ich schreibe diesen Blogeintrag nicht nur, um mir Luft zu machen. Ich schreibe ihn, weil ich erkannt habe, dass Schweigen keine Stärke ist, sondern manchmal nur Angst verkleidet als Zurückhaltung. Zu lange habe ich geschwiegen, während andere Menschen meine Geschichte erzählten. Zu lange habe ich zugelassen, dass eine fremde Stimme meine Identität verzerrt und über mein Leben bestimmt.
Doch vielleicht liegt gerade in dieser Erfahrung die größte Chance: sich selbst ganz neu und klar zu begegnen. Zu erkennen, was uns wirklich ausmacht, wenn alle fremden Narrative wegfallen. Wer bin ich, wenn ich nicht mehr die Person bin, die jemand anderes beschreibt, sondern der Mensch, den ich in meinem Innersten kenne?
Freiheit bedeutet für mich inzwischen nicht mehr nur, Grenzen zu überwinden und Neues zu entdecken. Freiheit bedeutet auch, die Macht über meine eigene Geschichte zurückzugewinnen. Die Fähigkeit, mich aus fremden Erzählungen herauszulösen und selbst zu entscheiden, wer ich bin und wer ich sein möchte.
Vielleicht ist genau das die Essenz dieser schwierigen Reise: Zu lernen, dass wahre Stärke nicht darin liegt, unverwundbar zu sein, sondern darin, zu wissen, wer man ist – und wer nicht. Ich entscheide, wie meine Geschichte endet, nicht jemand anderes. Diese Erkenntnis gibt mir Ruhe und Zuversicht. Denn nur wer sich selbst kennt, kann wirklich frei sein.
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